SpAu-Ki: Sprachliche Fähigkeiten bei Kindern mit psychischen Auffälligkeiten im Grundschulalter

  • Ansprechpartner*innen: Clara Schramm

  • Kooperationspartner*innen:

    • Schulen: Eduard Mörike Schule – Köln, Städtische Schule Lindweiler Hof – Köln, Evangelische Förderschule der Bergischen Diakonie Aprath – Wülfrath & Außenstelle Remscheid, Private katholische Förderschule im Hermann-Josef-Haus Urft – Kall, Raphaelschule – Dormagen, Carl-Ruß-Schule – Solingen, Förderzentrum Mitte – Hilden & Nebenstandort Erkrath, Förderzentrum Nord – Velbert, Förderzentrum Süd – Monheim & Langenfeld, Schule im Neanderland – Mettmann & Ratingen, Pestalozzi-Schule – Brühl
    • Universitäten: Prof. Dr. Tanja Ulrich (geteilte Projektleitung) Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Geisteswissenschaften, Lehrstuhl für Pädagogik und Didaktik mit dem Förderschwerpunkt Sprache; Prof. Dr. Andreas Mayer, LMU München, Fakultät für Psychologie und Pädagogik, Department Pädagogik und Rehabilitation, Lehrstuhl für Sprachheilpädagogik
  • Kontakt: clara.schramm@uni-koeln.de

Projektbeschreibung:

  • Hintergrund: Für Kinder mit diagnostizierten Sprachentwicklungsstörungen ist ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychischen Auffälligkeiten belegt (Chow & Wehby, 2018; Curtis et al., 2018; Durkin & Conti-Ramsden, 2010; Yew & O’Kearney, 2013). Sprachentwicklungsstörungen werden einerseits mit der Entwicklung externalisierender Auffälligkeiten (Conti-Ramsden et al., 2013; Lee et al., 2020; Levickis et al., 2018; Rose et al., 2016) sowie andererseits mit der Entwicklung internalisierender Auffälligkeiten (Beitchman et al., 2001; Chow et al., 2018; Conti-Ramsden & Botting, 2008; Kim et al., 2019; Lee et al., 2020) in Verbindung gebracht. Allgemein werden sprachliche Fähigkeiten als Einflussfaktor für die Entwicklung psychischer Auffälligkeiten diskutiert (Durkin & Conti-Ramsden, 2010; Hentges et al., 2021; Petersen et al., 2013).Darüber hinaus ist empirisch belegt, dass Kinder mit psychischen Störungen überproportional häufig sprachliche Probleme aufweisen, der sprachliche Förder- und Therapiebedarf jedoch oftmals nicht erkannt wird (Benner et al., 2002; Hollo et al., 2014; Rißling et al., 2015). Inwiefern sich die Zusammenhänge zwischen verschiedenen psychischen Auffälligkeiten und Fähigkeiten auf verschiedenen sprachlichen Ebenen unterscheiden, ist noch nicht hinreichend erforscht (Chow & Wehby, 2018; Petersen & LeBeau, 2021; Toppelberg & Shapiro, 2000)

    Sprachliche Schwierigkeiten treten im Schulalltag gegenüber externalisierenden und internalisierenden Auffälligkeiten häufig in den Hintergrund, insbesondere dann, wenn sie in weniger offensichtlichen Problematiken im Sprachverstehen bestehen (Mayer, 2021b). Es besteht somit die Gefahr, dass sprachliche Förderbedarfe nicht ausreichend differenziert diagnostiziert werden und Betroffene nicht die notwendige spezifische Unterstützung erhalten (Dannenbauer, 2002; Suchodoletz, 2003).

    Dass sprachliche Förderbedarfe oftmals nicht entdeckt werden, unterstreichen erste Ergebnisse des Projektes Förderbedarf Sprache bei Schülerinnen und Schülern an Sonderpädagogischen Förderzentren unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Mayer. Für die Bereiche Semantik und Lexikon und den Bereich Sprachverständnis konnte an Sonderpädagogischen Förderzentren ein Therapiebedarf bei mehr als 90% der Erstklässler:innen, unabhängig vom diagnostizierten Förderbedarf, nachgewiesen werden (Mayer, 2021a). Auch die Schüler:innen, denen durch die Lehrkräfte der Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung zugeordnet wurde, zeigten deutlich unterdurchschnittliche Leistungen, insbesondere in den Bereichen Sprachverständnis und Wortschatz.

  • Zielsetzung: Im Sinne einer präventiven Schule (Hennemann et al., 2017) soll die Notwendigkeit zur sprachheilpädagogischen Unterstützung von Schüler:innen mit psychischen Auffälligkeiten untersucht werden, um auf diesem Weg einen Beitrag zu einer Verbesserung der Aktivität und Partizipation dieser Schüler:innengruppe zu leisten.

    Die sprachlichen Fähigkeiten und Förderbedarfe bei Kindern mit psychischen Auffälligkeiten auf verschiedenen sprachlichen Ebenen sollen differenzierter herausgestellt werden. Genauer werden sprachliche Fähigkeiten im Zusammenhang mit externalisierenden Auffälligkeiten (ADHS und Störungen des Sozialverhaltens) sowie internalisierenden Auffälligkeiten (Angststörungen und Depressionen) untersucht. Dabei soll auch die Stärke der jeweiligen Zusammenhänge verglichen werden, um differenziertere Ableitungen für die Anpassung der unterrichtlichen Förderung zu ermöglichen.

    Aufbauend auf den Ergebnissen können bspw. Vorschläge dazu gemacht werden, wie bestehende und als wirksam evaluierte Präventions- und Interventionsprogramme aus dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung sprachlich optimiert und somit für sprachlich beeinträchtigte Kinder noch zugänglicher werden können. So sollen auch die Chancen einer engeren interdisziplinären Vernetzung und Kooperation zwischen den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung und Sprache in Forschung und Praxis verdeutlicht werden und ein Beitrag zu einem ganzheitlicheren Blick auf die betroffenen Schüler:innen geleistet werden.

  • Methode: Basierend auf einem systematischen Review zu Zusammenhängen zwischen psychischen Auffälligkeiten und sprachlichen Fähigkeiten werden anschließend im Rahmen von empirischen Untersuchungen in Bayern und Nordrhein-Westfalen die sprachlichen Fähigkeiten von Grundschüler:innen mit den fokussierten psychischen Auffälligkeiten erhoben. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse ist weiterhin die Erprobung einer sprachlich angepassten Version eines Präventions- und Interventionsprogramms aus dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung geplant.